Die heitere Kunst der Rebellion
Das neue Buch von Danielle de Picciotto

“Berlin ist dufte, Hauptstadt der DDR”, sang einst Nina Hagen. Und genau in jenen Tagen, als West-Berlin noch geteilt und hinter einer Mauer lag, beginnt diese neue Geschichte von Danielle de Picciotto. In ihrer jüngsten “Graphic Novel” - “Die heitere Kunst der Rebellion” - erzählt sie, wie sie 1987 aus New York City nach Berlin kam, zwei Wochen bleiben wollte und dann schließlich dort seßhaft wurde. Wie sie eintauchte in diese rebellische Kunst- und Kulturszene, erst ganz vorsichtig und dann mit vollem Tatendrang mitkreierte und mitgestaltete, was Berlin in jenen Monaten und Jahren auch war und wurde. Berlin am Ende der 80er Jahre, dann der Mauerfall und die paar Jahre der Freiräume, als im Osten auf einmal viel Platz und Möglichkeiten waren, Ideen, und seien sie noch so ver-rückt, auszuleben und umzusetzen.
Danielle de Picciotto ist mit “Die heitere Kunst der Rebellion” nicht nur ein persönlicher Rückblick gelungen. Das Buch ist vielmehr ein historischer Blick auf eine wunderbar kreative Zeit auf der Insel Berlin. Als man einfach machen konnte, als sich Dinge entwickelten, als Berlin noch nicht diese Weltmetropole war, die es heute sein will. Berlin war anders, Berlin war offen, Berlin wurde künstlich im kalten Krieg am Leben gehalten. Hier trafen sich Kulturschaffende und Aussteiger, junge Männer, die nicht zur Bundeswehr, junge Frauen, die anders leben wollten. Und vor diesem Hintergrund entwickelte sich etwas Einzigartiges, was Danielle in ihren Zeichnungen und ihren Erinnerungen beschreibt. Eine Community der Kreativen, die sich gegenseitig halfen und unterstützten, die eintauchten in das Berlin der 80er, die dann die Chancen erkannten, die der Mauerfall ihnen quasi vor die Tür legte. Ausgefallen, flippig, anders, bahnbrechend, herausfordernd, ausprobierend, politisch, immer eine neue Sprache des Ausdrucks findend. Hier erzählt eine Frau, die dabei gewesen ist, nicht als Mitläuferin, sondern vorneweg und mittendrin. Danielle berichtet, wie sie mit ihrem damaligen Freund Dr. Motte die Love Parade gründete, wie sie Teil der weltbekannten Techno Club Szene wurde. Sie beschreibt die vielen Mitstreiter, die kreativen Köpfe, die Frauenpower dieser Jahre, ihre Mode- und Kunstprojekte. Sie verbindet die Linien der Schaffenden.
“Die heitere Kunst der Rebellion” ist eine liebenswerte, persönliche und lebendige Herangehensweise an diese wilden Tage, die Berlin berühmt und berüchtigt gemacht haben. Ein Blick auf die Subkultur, die vieles veränderte. Der Rückblick lohnt, auch um das Berlin von heute besser verstehen zu können. Was war ist nicht mehr, aber was war, bestimmt ein bißchen mit, was heute ist.