Brain - Cerebral Sounds of Brain Records

The Box: 1972 - 1979

Es gibt diese visionären Plattenmacher und einzigartigen Labels, die einfach am Puls der Zeit sind. Auch wenn das erst viel später erkannt und wertgeschätzt wird. Günter Körber und Bruno Wendel waren solche Macher, Brain Records das Label dazu. Sie setzten Maßstäbe und veröffentlichten diesen weiten, offenen und international beachteten Sound, der als "Krautrock" weltweit Erfolge feiern konnte. Was zwischen 1972 und 1979 auf Brain Records passierte, ist nun in einer umfassenden und beeindruckenden 8 CD Box zusammen gefasst worden: "Brain - Cerebral Sounds of Brain Records".

Beim Durchhören all dieser Klänge zwischen Klaus Schulze und Grobschnitt, Jane und Cluster und vielen, vielen anderen, taucht man ein in die 70er Jahre. Progressive Rock, elektronische Klanglandschaften, Jazz-Rock Konfrontationen, abgedrehte und teils ausufernde Songstrukturen, deutsche und englische Lyrics, vieles davon zwischen King Crimson, Jethro Tull, Van der Graaf Generator. Was den Krautrock so auszeichnete war zum einen die Offenheit für Einflüsse von draußen. Zum anderen aber auch das Selbstbewußtsein etwas eigenständiges schaffen zu wollen. Deutsche Bands, und die wurden vor allem auf Brain veröffentlicht, versteckten sich nicht hinter den namhaften Bands aus England, die damals die Charts  und die Plattenregale bestimmten.

Es ist ein famoses Klangerlebnis sich durch diese Box zu hören, dabei das umfangreiche Begleitbuch zu lesen. Zeitlos ist diese Musik, die damals mehr als weitsichtig war und heute als ein Meilenstein gesehen werden muss. Viele der Brain-Bands verschwanden wieder nach ein, zwei, drei Aufnahmen, sind heute vielleicht nur noch ganz wenigen Musikfans ein Begriff. Sie kamen aus Bonn, aus Krefeld, aus West-Berlin und Bremen und konkurrierten problemlos mit dem Sound von der Insel.

Ich kannte Brain Records vor allem durch die Musik von Grobschnitt, eine Band aus Hagen, die einfach zu diesem Label passte, wie mir heute ganz klar wird. Daneben waren mir andere Gruppen und Musiker ein Begriff, aber ich brachte sie nicht mit Brain Records in Zusammenhang. Diese Box öffnet mir eine musikalische Zeitepoche, die es in sich hatte, die viele in Deutschland im Rückblick fast vollständig übersehen. Es war diese Aufbruchstimmung, dieses Loslassen von eingefahrenen Mustern, dieser Welle, neue musikalische Ufer zu entdecken. Weltweit wurde das beachtet, noch heute findet man begeisterte Fans des Krautrocks in den USA, England, Frankreich, Japan. Meine thematischen Radio Goethe Sendungen zu diesem Genre haben mit die meisten Reaktionen gebracht. Bei mehrmaligen Krautrock relevanten Spotlights auf dem damaligen Collegesender KUSF in San Francisco blieb das Telefon nicht still. Krautrock gehört zum kulturellen Erbe der Deutschen. So schön, schräg, schrill und wunderbar mitreißend es auch klingt.

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