Aufklärung statt Bewältigung

Tondokumente Auschwitz

Vom CD Cover schaut ein Mann, der vom Aussehen her auch bei Loriot hätte auftreten können. Er sieht aus wie ein Beamter, gründlich, genau, pünktlich. Doch der Mann auf dem Bild ist der Hörfunkjournalist Axel Eggebrecht, Schriftsteller, Drehbuchautor und in den 20er Jahren Mitarbeiter der “Weltbühne”. Er berichtete im Auftrag des NDR als einziger Radioreporter vom ersten Auschwitzprozess, der zwischen 1963 und 1965 in Frankfurt am Main stattfand. Eggebrecht sollte für die Hörer den Ablauf beschreiben und auch das kommentieren, was er beobachtete, hörte, miterlebte.

Es war kein Gebelle, wie das heute üblich ist, kein ganz nah dran sein um jeden Preis, keine Offenlegung der intimsten Details. Ganz im Gegenteil, mit feinem Strich und einer ganz bewußten, sensiblen und verantwortungsvollen Wortwahl ließ Eggebrecht die Zuhörer am Radio an diesem Prozess teilnehmen. Noch nicht mal 20 Jahre nach Kriegsende versuchte dieser Journalist Auschwitz für die Deutschen zu beschreiben. Jenes Auschwitz, dass einfach verdrängt wurde, weggeschoben wurde, vergessen werden sollte. Ein schier unmögliches Unterfangen, doch Axel Eggebrecht hat mit seiner Berichterstattung etwas besonderes erreicht. Er hat mit “seiner Reise in die Vergangenheit” nicht nur beeindruckend von diesem Prozeß berichtet, er hat auch eine Zustandsbeschreibung der noch jungen Republik geliefert. Für mich ist dies ein Meisterwerk des deutschen Journalismus.

Das deutsche Rundfunkarchiv hat Auszüge aus dieser Berichterstattung veröffentlicht. “Aufklärung statt Bewältigung” wurde diese CD genannt, die gerade mal 7,50 Euro kostet. Fast 70 Minuten lang taucht man ein in die deutsche Geschichte, hört von Pflichtbewußtsein, Verdrängung, Verantwortung, Geschichtsaufarbeitung. Und am Schluß merkt man, diese Aufnahmen sind zeitlos, aktuell und sollten gehört werden.

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