Rammstein

Rammstein - Paul Landers

Der Versuch, etwas neues über Rammstein zu schreiben, ist sinnlos. Warum auch, seit Jahren stehen die Schwermetaller aus Berlin im Rampenlicht und werden von allen Seiten beschrieben, erklärt, beschimpft, abgetan, gelobt, geliebt, gehasst. Und einen Grossteil dieser Texte und Analysen kann man getrost in die Tonne kloppen. Über Rammstein wurde so viel Schwachsinn geschrieben, damit könnte man einen Papiersteg über den Atlantik bauen. Wir bei Radio Goethe finden Rammstein klasse, das kann ruhig mal gesagt werden. Mit ihrem harten Sound gepaart mit den deutschen Texten haben sie etwas erreicht, was einzigartig ist. Man muss sich nur die letzte Veröffentlichung „Völkerball“ ansehen, eine DVD mit Konzertmitschnitten aus Russland, England, Frankreich und Japan. Junge Menschen vereint im Sound der Deutschen. Und auch meine Erfahrungen in den USA zeigen mir, dass Rammstein vielen Fans den Zugang zur deutschen Sprache, der deutschen Kultur und Deutschland allgemein eröffnet haben. Für viele etablierte und hochnäsige Kulturschaffende und Kulturkritiker muss das ein Schlag in den Magen sein. Aber Tatsache ist, Rammstein haben mit ihrem Sound etwas erreicht, was andere vergeblich versuchen: junge Menschen in allen Winkeln der Welt an Deutschland, der deutschen Sprache und Kultur zu interessieren. Radio Goethe Reporterin Nina Pauler sprach in Berlin mit Rammstein Gitarrist Paul Landers über Geschichte, Geschichten und grobschlächtige Schwermetaller, die keine feingliedrigen Finger haben.

Radio Goethe: Paul, Ihr seid die international erfolgreichste deutschsprachige Band mit sechs Millionen verkaufter Alben. Kannst Du Dich noch erinnern, wie alles angefangen hat?
Paul Landers: Ja, es fing ganz klein an. Und was ich noch weiß ist, dass am Anfang die Leute immer zu uns sagten: „Schade, dass ihr nicht englisch singt sonst könntet ihr internationalen Erfolg haben.“ Und wir sagten darauf hin immer: „Ja schade. Geht eben nicht anders.“ Weil wir nicht englisch singen konnten und auch nicht wollten und weil wir dachten, dass wir das eben nur so können wie wir das können. Insofern waren wir auch nicht traurig darüber. Und komischerweise bei Festivals in Deutschland kamen dann manchmal so amerikanische Bands zu uns nach dem Konzert und sagten dann: „Hey ihr müsst unbedingt mal zu uns rüberkommen, da würden die Leute euch lieben.“ Und wir antworteten: „Echt ? Meint ihr? Aber wir singen doch deutsch.“ „Nein das ist scheißegal, kommt mal rüber.“ Und daraufhin haben wir dann aus eigener Initiative versucht weltweit zu spielen, also unseren Umkreis zu erweitern und das war nicht leicht. Weil das nicht üblich ist, dass deutsche Bands international spielen wollten. Die Strukturen sind gar nicht da, also das gibt’s gar nicht, die deutschen Plattenfirmen haben außer den nationalen Acts, die nur in Deutschland aktiv sind, sonst nur so Sachen wie Robbie Williams. Da kriegen sie dann vorgegeben, was sie zu machen haben, da kriegen sie dann das Artwork. Aber das ist andersherum, dass praktisch die deutsche Plattenfirma der amerikanischen sagt, wie das Artwork auszusehen hat und das wissen sie gar nicht. Also diese Telefonleitung gibt’s gar nicht, die gehen nur so lang.
Radio Goethe: Und wie habt ihr es dann trotzdem hingekriegt?
Paul Landers: Durchhalten. Das erste Konzert in New York war vor 15 Leuten. Und das letzte vor 4 000. Das erste war schlimm, das war früh um sechs und zusammen mit dem Jetlag war es schon wieder Nachmittag praktisch und ich hatte auch keine Lust mehr, wir haben da gewartet, der Club hatte keinen Backstage Raum, wir standen da auf der Straße und haben gewartet. Wir durften da kein Feuer machen. Und wenn wir kein Feuer machen durften, hatten wir als Ausweicheffekt immer, dass Flake auf Till reitet und ihm mit einer Leuchtstoffröhre die Sporen gibt, also ihm damit auf den Po klopft und ihm die zum Schluss über den Kopf schlägt. Das war so der Effekt, das fanden wir immer sehr witzig. Was wir aber nicht wussten, ist, dass die amerikanischen Leuchtstofflampen dickeres Glas haben und die gingen nicht kaputt. (lacht) Und dann standen die da und Flake versuchte krampfhaft diese Leuchtstoffröhre kaputt zu schlagen und irgendwann ging die auch kaputt. Das abgebrochene Teil flog und steckte sich bei Schneider, dem Schlagzeuger, in die Schulter und blieb da stecken, Till war blutüberströmt, Flake hat sich auch geschnitten. Es war die Hölle. Und Leute, die da waren, die dachten alle: Was sind denn das für Verrückte? Die Ordner haben den Kopf geschüttelt, das waren so Schwarze, die sahen alle gut aus und dachten: Was seid ihr denn für verrückte Deutsche? So fing das an. Dann haben wahrscheinlich die 15, die da waren, zu ihren Kumpels gesagt: „Du wenn die da noch mal kommen, da musste unbedingt mal kieken.“
Radio Goethe: Und dann wurden es immer mehr.
Paul Landers: Beim zweiten Konzert waren es 300. Also wenn eine Band irgendwie für den Zuschauer attraktiv ist, dann spricht sich das rum und dann sind die Leute auch interessiert.

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